Ehrental 48

Das Projekt „Dranbleiben“ ist ein Modellversuch für eine gemeinschaftliche Wohn- und Lebensform. Unser Ziel ist es eine solidarisch und ökologisch nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise zu verwirklichen und Räume zu schaffen, die Menschen befähigen, Verantwortung für unsere Gesellschaft und zukünftige Generationen zu übernehmen, sowie sich selbst zu entfalten. Ein gemeinsamer Wohnraum schafft Strukturen innerhalb derer es erleichtert wird, unseren Lebensvorstellungen gerecht zu werden: Die Versorgung mit Nahrungsmitteln aus ökologisch-regionalem und eigenem Anbau und dem Aufbau und der Durchführung verschiedener Projekte. Das selbständige Anpacken sowie das Verwirklichen von Werten wie Solidarität und Kreativität im täglichen Leben sind einfacher, wenn verschiedene Menschen mit ihren unterschiedlichen Talenten zusammen wohnen, leben und arbeiten.

Der Projektname „Dranbleiben“ begründet sich in folgenden Leitgedanken:

  1. Dranbleiben an unseren Projekten:

Wir sind eine neunköpfige Gruppe, die sich zum Teil während des Studiums (Internationale Wirtschaft und Entwicklung, Philosophy & Economics) in Bayreuth zusammengefunden hat. In dieser Zeit haben wir viele gemeinsame Projekte und Initiativen auf die Beine gestellt, deren Kern die kritische Reflexion der Wirtschaft/Gesellschaft sowie der Volkswirtschaftslehre als wissenschaftliche Disziplin (u.a. generationjetzt.de, der Arbeitskreis „Plurale Ökonomik Bayreuth“) und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ist. Die gemeinsame Umsetzung von Projektideen steht auch im neuen Bezugsraum im Mittelpunkt und ermöglicht uns mit vereinten Kräften Gesellschaft nach unseren Werten und Idealen mitzugestalten.

  1. Dranbleiben an persönlichen Beziehungen:

Die persönlichen Beziehungen, die während dieser Zeit gewachsen sind, wollen wir nun auch in unseren nächsten Lebensabschnitt tragen. Dies verstehen wir auch als Zeichen gegen die normative Entscheidung für eine Ausrichtung der Wohn- und Lebensform am individuellen Karrierestreben zu Lasten zwischenmenschlicher Beziehungen. Nach einem ausgiebigen Planungsprozess, haben wir uns für die Region Bonn entschieden, als einen Ort, an dem jeder und jede eine Perspektive für sich sieht.

  1. Dranbleiben an der Gesellschaft:

Es ist uns wichtig, dass wir als eine Gruppe von Menschen wahrgenommen werden, die sich nicht isoliert, sondern einen lebendigen Austausch mit unserer Umwelt pflegen. Wir möchten uns in lokale Strukturen einbringen und unser Umfeld mitgestalten, indem wir Räume für Austausch, Gemeinschaft, Kultur und Kreativität schaffen. Als dauerhaft angelegte Institution möchten wir einen Ankerpunkt bieten, um den sich fruchtbare Projekte und Beziehungen bilden können. Kritische Selbstreflexion und die Offenheit für Diskussionen sind die Basis für eine gesunde Gemeinschaft und deshalb auch für das Gemeinschaftsprojekt „Dranbleiben“ wichtig.

Zum bisherigen Verlauf des Projekts:

Beginn und Haussuche

Im Juni 2012 fanden wir uns erstmals zusammen, um die grundsätzliche Idee des Projekts abzustecken und das weitere Vorgehen zu besprechen. Es folgte im Juli 2012 ein Treffen, an dem wir uns intensiv über Vorstellungen und Erwartungen an ein solches Projekt ausgetauscht und mit der Stadtsuche begonnen haben. Da einige von uns aufgrund von Auslandsaufenthalten nicht in Bayreuth waren, fanden im Herbst/Winter 2012/13 mehrere Skype-Konferenzen statt, bei denen die endgültige Entscheidung für den Raum Bonn fiel.

Im April 2013 begannen die konkreten Vorbereitungen für den Kauf eines Hauses zusammen mit dem Freiraum Alfter. Ein paar Leute bezogen übergangsweise eine gemeinsame Wohnung in Bonn, um sich auf die Verwirklichung des Projekts zu konzentrieren und intensiv nach geeigneten Immobilien zu suchen. Nach langer Suche wurden wir in Bornheim-Roisdorf fündig. Auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei fanden wir eine Immobilie, die uns als geeigneter Raum erschien unsere formulierten Ziele zu verwirklichen und zu leben.

Im Februar 2014 bezogen die ersten sechs Mitglieder unserer Gruppe den neuen Wohn-und Lebensraum. Seitdem sind wir dabei das Haus weitgehend ökologisch zu sanieren.

Umbauarbeiten

Renovierung der Küche

Nach den ersten Grundrissveränderungen im März, machten wir uns Anfang Juni an die Renovierung der Küche. Zu diesem Zweck wichen wir mit einer provisorischen Küche in den bunten „Wintergarten“ im OG aus. Auf der Küchenbaustelle im EG wurden dann zunächst alter Putz und Fliesen abgeschlagen, Farbe abgekratzt, und die Ecke Küche/Sauna neu gemauert. Schließlich wurden Verbindungen zum ersten Obergeschoss und in den Keller verschlossen, ein neuer Deckenträger eingesetzt, die Wände mit verschiedenen Lehmschichten verputzt, ein neues Fenster geschaffen und robuste Eichendielen verlegt. Verzögert wurden diese Arbeiten durch zahlreiche Überraschungen der alten Bausubstanz. Eine Herausforderung war neben der Wiederentdeckung einer stillgelegten Güllegrube unter dem Küchenboden, auch eine vollkommen durchnässte Außenwand, die für die Bearbeitung mit Lehm trocken sein musste. Doch dank vieler helfender (Besucher-)Hände, Kuchen und Verpflegung durch die Nachbarn sowie Tipps und Beratung von Baufachkundigen konnten wir im Spätsommer 2014 die Küche fertigstellen.

Dach- und Wohnzimmerausbau

Im Februar 2015 begann der größere Teil der Umbauarbeiten, der Dachausbau. In Licht der schönsten Februarsonne deckten wir das alte Dach mit vielen Helfern ab und bekamen einen neuen Dachstuhl, dessen dickeres Gebälk die neue Dämmung aushält. Inzwischen sind die Wände und Dächer fertig gebaut, geflockt (mit Papierschnipseln ausgepustet – Eine sehr ökologische, sehr gute Dämmform-) und der Innenausbau ist im vollen Gange. Auch dies war nur dank vieler helfender Hände möglich.